Osteotherapie

Osteotherapie für Pferde

Quelle: DIPO Deutsches Institut für Pferde Osteopathie

Osteopathie begreift den Körper als Einheit, alle Strukturen und Funktionen sind miteinander verknüpft. Osteopathen vergleichen den Körper deswegen auch mit einem Uhrwerk, in dem ein Rädchen ins andere greift. Ist eine Stelle gestört, kann das Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben. Beim Pferd kann zum Beispiel eine Blockierung des ersten Halswirbels zu Problemen in der Vorderfußwurzel führen.

Die Osteopathie ist eine manuelle Behandlungstechnik. Der Therapeut setzt allein seine Hände ein. So ertastet er Bewegungseinschränkungen. Diese können durch Unfälle, Stürze oder Gelenkblockierungen entstanden sein, aber auch eine Folge sein von Muskelverkürzungen, Muskelverspannungen, Narben-, Bänder- oder Gelenkverklebung. Mit Hilfe seiner Hände versucht der Therapeut, die Blockierungen zu lösen. Das Haltungs- und Bewegungssystem ist mit allen wichtigen Funktionskreisen des Körpers eng verbunden. Daher zeigt die osteopathische Behandlung auch Wirkung auf Atmung, Herz-Kreislauf, Stoffwechsel und Psyche.

Warum zum Pferde-Osteotherapeuten

Die Pferde-Osteopathie hat sich besonders bei allen Erkrankungen des Bewegungsapparates bewährt, aber auch bei chronischen Krankheiten und vor allem bei der Vorbeugung von akuten Erkrankungen. Folgende Indikatoren sind möglich:

  • beim Pferd besteht eine andauernde Steifheit, auch gepaart mit Rückenschmerzen und demzufolge Widersetzlichkeit gegen die Reiterhilfen bzw. Abwehr beim Satteln, Trensen und/oder Aufsitzen
  • das Pferd lässt sich schlecht die Beine aufnehmen
  • es bestehen unterschiedliche Formen der Lahmheit bzw. es ergeben sich Störungen in den Bewegungsabläufen der Grundgangarten
  • Probleme beim Reiten, z.B. Schwierigkeiten beim Angaloppieren und Rückwärtsrichten; unzureichende Durchlässigkeit oder Rahmenerweiterung, schlechte Kopfhaltung; schlechte Hals- und/oder Schweifhaltung in Ruhe und bei der arbeit, Schwierigkeiten bei Stellung und Biegung allgemein
  • Gestörter Bewegungsablauf im Sprung, scheinbar grundloses Verweigern
  • Widersetzlichkeit gegen die Hilfen, Rittigkeitsprobleme (z.B. Verwerfen, Anlehungsprobleme)
  • Unterschiede im Gangbild eines Pferdes – beim Freilaufen und unter dem reiter; Taktfehler in verschiedenen Gangarten
  • Unklare Lahmheit, Stolpern
  • unnatürliche Kopf- und Schweifhaltung, Asymmetrien z.B. der Kruppe
  • Veränderungen nach z.B. Sturz, Transport, Abfohlen, Ruck an Halfter oder Trense
  • Schmerzanzeichen während oder nach der Arbeit, eine Verletzung
  • Verhaltensänderung, Leistungsminderung, Leistungstief, Lustlosigkeit

Behandlungsablauf

Für die Behandlung muss ein Zeitfenster von 1 – 1,5 Stunden eingeplant werden. Um das Pferd in Ruhe beurteilen zu können, ist es von Vorteil, wenn Paddock, Reitplatz oder Reithalle zur alleinigen Verfügung stehen würde. Das Pferd sollte geputzt sein, damit die Strukturen gut zu erkennen sind. Sattel und Zaumzeug sollten griffbereit sein.

Zu Beginn der Behandlung sind alle Informationen über eventuell vorangegangene Erkrankungen, Unfälle, Verletzungen und erfolgte Behandlungen, ebenso der Alltag des Pferdes und die vorliegende Problematik wichtig.

Jede Blockade eines Gelenks oder steife Muskulatur verursacht Bewegungseinschränkungen, die zu Lahmheiten, Taktunreinheiten, Hahnentritt und/oder Unfähigkeit von Biegung und Stellung führen können. Das Ziel jeder osteopathischen Behandlung ist deswegen immer ein Mobilitätsgewinn, das heißt ein Wiedererlangen der natürlichen Bewegung. Jede Behandlung beginnt daher zunächst damit, dass sich der Therapeut einen Eindruck von der Beweglichkeit des Pferdes macht, durch Beobachten und Ertasten. Nicht die Form eines Gelenks hat sein Augenmerk, sondern dessen Mobilität. Nach der gründlichen Bestandsaufnahme entscheidet der Therapeut, welche Techniken er anwendet bzw. welche Strukturen er manipuliert.

Manipulation bedeutet in der Osteopathie die Wiederherstellung der Beweglichkeit von Gelenken mit Hilfe der Hand. Sie erfordert ein hohes Maß an Sensibilität sowie genaue Kenntnisse der Anatomie und Funktion des Körpers. Allein durch seine Hände löst der DIPO-Pferdeosteotherapeut Blockaden. Dieses Lösen wird als Impuls verstanden, eine Initialzündung, die dem Körper hilft, seine Selbstheilungskräfte in Gang zu bringen.
Die Vorstellung, der Osteopath bzw. DIPO-Pferdeosteotherapeut „renke“ etwas ein oder aus, ist falsch. Es findet keine Einrenkung oder Verschiebung eines Wirbels oder eines Gelenks statt. Es geht allein darum, fest sitzende Strukturen zu lösen.

Nach einer Behandlung braucht das Pferd mindestens 48 Stunden zur Erholung. Es sollte in dieser Zeit nicht geritten werden, sich aber frei bewegen können. Auf keinen Fall darf es in dieser Zeit angebunden in der Box stehen. Physikalische Maßnahmen wie Wärme, Kälte, Magnetfeldtherapie, Laser, Infrarotbestrahlung, Ultraschall, Elektrotherapie etc. können aber unterstützend angewendet werden.

Nicht zuletzt sind auch Reiter, Besitzer oder Trainer in die Behandlung mit eingebunden. Der Osteotherapeut klärt sie über einen gesundheitsfördernden Umgang mit dem Pferd auf. Denn regelmäßig durchgeführte Übungen unterstützen den Heilungsprozess.
Meist reicht ein Besuch nicht aus, um die bestehende Problematik vollständig zu beheben. In der Regel zeigen sich aber nach ein bis drei Behandlungen erkennbare Besserungen. Hierbei gilt zu beachten, dass akute (kürzlich aufgetretene) Probleme meist eher ansprechen als chronische (schon länger bestehende) Probleme.